Bucheinband aus dem Palmholzwrack

Im Palmholzwrack wurden zwei Schiffskisten mit mindestens 32 Bucheinbänden gefunden. Es handelte sich hauptsächlich um große Ledereinbände, die mit verschiedenen (vergoldeten) Verzierungen versehen waren. Die Kisten enthielten auch verschiedene Verschlüsse für andere Bücher. Möglicherweise handelte es sich um eine große Bibliothek mit teuren Büchern. Einer der auffälligsten Einbände war ein Kalbsleder-Einband mit einem königlichen Siegel.

Könige von England, Irland und Schottland

Der Stempel zeigt das Wappen des schottischen Königshauses Stuart. Die Stuarts stellten schon seit dem Mittelalter die Könige von Schottland. Zu Beginn des siebzehnten Jahrhunderts wurde König Jakob VI. von Schottland auch König von England und Irland. Alle diese Länder sind auf den vier Seiten des gekrönten Schildes abgebildet, beginnend oben rechts: der aufsteigende Löwe Schottlands, vier kleinere Schilde der englischen Krone mit zweimal drei englischen Löwen und zweimal drei französischen Lilien, die Harfe Irlands und schließlich wieder das Wappen Englands. Es trägt auch das altfranzösische Motto des englischen Hosenbandordens: Honi soit qui mal y pense (Schande über den, der Böses denkt).

Spekulationen

Dank des gut erkennbaren Wappens der englischen Königsfamilie wurde bald eine Verbindung zwischen dem Palmholzwrack und England hergestellt. Könnte die gesamte Sammlung reicher Gegenstände und Kleidungsstücke aus England stammen? Könnte dieses Buch vielleicht aus der königlichen Bibliothek in London stammen? Und hätte man das Kleid am Hof der Stuarts getragen?

Handelseinband

Die Untersuchung des Einbands hat ergeben, dass es sich um einen “Handelseinband” handelt: einen Bucheinband für den privaten Verkauf. Zwei weitere Bücher mit demselben Stempel wurden in Bibliotheken in Cambridge gefunden. Wie dieser Bucheinband wurden auch die Einbände wahrscheinlich um 1620 in London hergestellt. Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass sie jemals am englischen Hof waren.

Büchersammler

Weitere Untersuchungen der übrigen Bucheinbände machen die Herkunft des Schiffes noch undeutlicher. Das liegt daran, dass die Bibliothek sehr international ist. Neben diesem englischen Einband wurden auch französische, flämische, deutsche, Amsterdamer und sogar polnische Bucheinbände identifiziert. Viele teure Einbände wurden im sechzehnten Jahrhundert hergestellt, einige zu Beginn des siebzehnten. Könnte es sich um eine antike Büchersammlung eines sehr wohlhabenden Bücherliebhabers handeln?

NB: Die Sammlung wird immer noch erforscht. Dieser Artikel kann dadurch veraltete Informationen oder überholte Erkenntnisse enthalten.